Filmarbeiten sind im Gange für ein spannendes Projekt. Es sind vergessene Orte sog. 'Lost Places' die ein
Filmteam in Görlitz ins Bild setzt. In Hinterhöfen in der Innenstadt versteckt, zugewachsen, oftmals ungenutzt, finden sich Industrieanlagen die von der
Betriebsamkeit vergangener Jahrzehnte künden.
Das Steppke-Bekleidungswerk auf der Salomonstrasse in einem Hinterhof gelegen,
ist ein solcher vergessener Ort in Görlitz. Zu DDR Zeiten nähten hier die Werktätigen Frauen qualitätsvolle Kinderbekleidung. Die
Dreharbeiten dafür laufen, die Geschichte noch einmal aufleben zu lassen und für die Nachwelt zu dokumentieren..
Modische Kinderbekleidung in Ostzeiten fertigten die Werktätigen des VEB Bekleidungswerk "Steppke" in
Görlitz.
Die Arbeit der mehrheitlich Frauengeprägten Belegschaft konzentrierte sich auf beste Qualität und modisch-aktuelle Gestaltung. Das Bundesarchiv hat einige Aufnahmen aus dem Steppke-Werk im
Bestand. Ein Wiedersehen mit den Bekleidungsfacharbeitern und
Industrieschneiderinnen von damals.
Link: Bildbestand Bundesarchiv
Die Firma Nahme & Weiske dehnte sich über mehrere Strassenzüge der Innenstadt. Knüpferei und Kontor Salomonstr. 10/12 (H), Knüpferei Berliner Str. 57 (H) und Weberei auf der Salomonstr. 30/31 Hinterhof.
1951 wird das Steppke Bekleidungswerk aus der Görlitzer Teppichfabrik Nahme & Weiske gegründet und das Eigentum verstaatlicht. Das ehemalige Bekleidungswerk in der Salomonstrasse 30/31 in Görlitz befindet sich nach Rückübertragung des Eigentums im Zuge der Restituierung von Altansprüchen im Besitz der einstigen Unternehmerfamilie Nahme.
Gesucht werden die Görlitzer Näherin Renate Heinze, Industrieschneiderin Angelika Kloser, Ilona Pätzold und Eva-Maria Droben, Silvia Haubner, Irene Kopytzick, Bärbel Fritsche, Bekleidungskonstrukteure Erika Schultze, Friederieke Meier und Christine Happke. Die s/w Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1973 und sind Archivbestand im Bildbestand Bundesarchiv
GESCHICHTE IM GEDÄCHTNIS HALTEN
Der Anschluss an die sächsische Staatsbahn und insbesondere die direkte Verbindung nach Berlin ließen Görlitz im 19. Jahrhundert zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt und Industriezentrum des Kaiserreiches und der preußischen Provinz Niederschlesien werden
Görlitz galt vor 100 Jahren eine der bedeutendsten Standorte der sich entwickelnden Fotoindustrie. Es waren vielfach Pioniere der
Optischen Industrie Paul Dittrich & Co. | Koppe & Moh | Max Hecht | Curt Bentzin | Ernst Herbst & Firl | Oscar Simon | Mlitz & Kügler | Gaertig & Thiemann | Gebr. Herbst |
Kügler & Co. | Optisch-Mechanische-Industrie-Anstalt Hugo Meyer & Co. | Kamera-Werke Plamos Aktiengesellschaft | Krecker & Ehrentraut | Heinrich Eberlein | Alfred Lange | Paul
Strobach | Secco-Film-Gesellschaft Dr.Adolf Hesekiel, Moh & Co. | Theodor Soennecken & JohannRiedl | Schulze & Billerbeck | Görlitzer Camera-Industrie Gustav Kügler & Co. |
Görlitzer Camera-Werke Paul Quill | Richard Thiel | Robert Reinsch - Neue Görlitzer Camera-Werke die den Ausgangspunkt gaben für die Industrieproduktion nach dem Krieg. Die VEB Neue Görlitzer
Kamerawerke und VEB Feinoptisches Werk Görlitz waren die letzten Zeugen der einst grossen Fotoindustrie in Görlitz.
Görlitz ist ein Standort mit langer Tradition im Schienenfahrzeugbau. Seit 1848 werden in Görlitz Schiengefährte gebaut. Im Volksmund als Fliegender Hamburger bekannt, ist es die Baureihe SVT 877a/b die in den Görlitzer Waggonbauwerken gefertigt wurde.
Made in Görlitz und ein Exportschlager sind die Doppeldecker-Carriages die in hoher Typenvielfalt ausgeliefert – national und
international - in Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Luxemburg und Israel erfolgreich im Einsatz sind.
Bild KWR ©2014
Görlitz die Geburtsstätte des Fliegenden Hamburgers in einem Film der Deutschen Reichsbahn
VT18.16.01
Vor 50 Jahren wurde im Görlitzer Waggonbau der erste neue Schnelltriebwagen der Bauart Görlitz für die Deutsche Reichsbahn (DR) fertiggestellt. Bahnexperten benutzen freilich eher die offizielle Kennzeichnung: „VT18.16.01“. Es war der erste von insgesamt acht vierteiligen Schnelltriebwagen, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Görlitz für die DR gebaut wurden. Damit wurde eine Tradition in Görlitz fortgesetzt. Bereits 1932 lieferte das Werk den bekannten Schnelltriebwagen „Fliegender Hamburger“ und weitere Züge der Bauart Hamburg an die DR. Der neue Schnelltriebwagen Görlitz wurde 1963 auf der Leipziger Frühjahrsmesse öffentlich vorgestellt.
Heute ist Görlitz das Bombardier-Kompetenzzentrum für die Fertigung von Doppelstockzügen. Mit der erfolgreichen Entwicklung von Triebfahrzeugen,
Doppelstockwagen und Drehgestellen schreibt der kandadische Konzern ein Stück Eisenbahngeschichte fort. Link
Bild links: Elektrischer Triebwagen elT 516 auf dem Werkshof Werk 1 der WUMAG in Görlitz (1927-1931)
Lost Places | Görlitz Vergessene Orte
Manche sind verfallen oder nicht mehr bewohnt, haben aber trotzdem eine spannende Geschichte zu erzählen
Bildmaterial mit freundlicher Unterstützung leerstandsmelder.de/goerlitz
Die "Görlitzer Gründerzeit" ist Synonym in der Neißestadt für den wirtschaftlichen Aufschwung zu Beginn des 20. Jahrhunderts wie auch die bauliche Erweiterung von gründerzeitlichen Quartieren die bis heute in ihrem Grundbestand erhalten geblieben sind. Mit der Beschäftigung über das Wirken von Menschen will das Projekt zurückführen in das Leben in den Strassen von Görlitz im Wandel der Zeiten. Längst vergessene Orte und zum Teil vergessene Biografien ausfindig machend. Innerhalb der Zeitensprünge-Programme können sich Jugendliche mit den historischen Ereignissen ihrer unmittelbaren Umgebung auseinander setzen und dabei ein Gespür für ihre Heimat entwickeln. Jungen Menschen wird somit die Möglichkeit eröffnet, Geschichte konkret und real für sich selbst und andere erfahrbar zu machen. Vom Erfindergeist der Pioniere der Gründerzeit und den Vorzügen des Lebens in den Gründerzeitquartieren von Görlitz profitieren Stadt und Einwohner bis heute. Das Projekt geht auf Spurensuche nach Persönlichkeiten, stellt exemplarisch Vertreter verschiedener Epochen vor.
In einer kleinen gemieteten Werkstatt in einem Hinterhof auf der Leipziger Strasse in Görlitz begann Richard Raupach im Alter von 27 Jahren sich ein eigenes Unternehmen aufzubauen. 1875 gründete er die Maschinenfabrik Richard Raupach. 1884 wird der Grundstein für den Bau eines neuen Fabrikgeländes in der Görlitzer Süd-Stadt gelegt.
Als besondere Spezialität verlegte Richard Raupach sich auf die Verbesserung des Wirkungsgrades bestehender Dampfmaschinenanlagen. Um die Jahrhundertwende widmete sich Raupach der Entwicklung von Maschinen für die Tonindustrie. Auf Grund des großen Erfolges auf diesem Gebiet entstand 1908/09 ein Zweigwerk in Warnsdorf. .Zur Versorgung seiner Belegschaft gründete Raupach eine Stiftung mit der Bestimmung, dass deren Erträge zur Unterstützung seiner langjährigen Angestellten und Arbeiter sowie deren Witwen und Waisen dienen sollte.
Raupach Maschinenfabrik, aufgenommen 2014
Der Name Arnade ist in Görlitz bleibend mit der Kofferfabrik verbunden. Ihre Wurzeln reichen bis 1872 zurück. Damals gründet der erst 28-Jährige Firmengründer Julius Arnade eine Lederzeug- und Kofferfabrik. Zehn Mitarbeiter sind es, die bis zu einem Brand 1876 auf der Peterstraße in der Altstadt produzieren. Das Unglück nutzt Julius Arnade, um in Moys das Unternehmen neu und größer aufzubauen. Der Aufschwung der Gründerjahre und die zunehmenden Möglichkeiten zum Reisen begünstigen sein Geschäft. Koffer aller Art, Reise- und Schultaschen, Rucksäcke – Arnades Produktpalette wird immer umfangreicher, die Belegschaft zählt in den besten Zeiten 300 Mitarbeiter. Der wirtschaftliche Erfolg geht einher mit gesellschaftlicher Anerkennung. Julius Arnade zieht in die Stadtverordnetenversammlung ein, wird zum Königlichen Kommerzienrat ernannt, engagiert sich im Bismarcksäulenkomitee für die Landeskrone. Als er am 15. Juni 1915 stirbt, bettet ihn die Familie auf den Städtischen Friedhof. Dort ist noch heute sein Grab zu finden, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Waggonbau-Gründer Christoph Lüders, dem Hefefabrikanten Guido Hagspihl und Oberbürgermeister Clemens Reichert.
In Görlitz erinnern zwei Stolpersteine an Paul und Margarete Arnade. Ihr Leben endete in Theresienstadt und Auschwitz. Das Naziregime verfolgte die Arnades bis in den Tod. Paul, Margarete und
Werner Arnade sind Opfer des Holocaust. Wir erinnen und gedenken ihrer.
Aus bescheidenen Anfängen im Gründungsjahr 1894 entwickelte sich das Unternehmen zu achtungsgebietender Höhe, was sichtbaren Ausdruck in dem umfangreichen Fabrikgebäude findet, das Zeugnis von
der Leistungsfähigkeit dieser Firma ablegt. In technische Beziehung war die Süsswarenfabrik auf das Modernste eingerichtet. Nach Stillegung der Produktion ist die Anlage heute eine moderne
Seniorenwohnanlage der Volkssolidarität. Manch Görlitzer wird sich erinnern an die Westprodukte die aus der Süd-Stadt den Weg Richtung Westen genommen hat. mehr
Im Oktober 1849 erhielt der Sattlermeister Christoph Lüders vom Magistrat der Stadt den Auftrag, in seiner 1827 gegründeten Wagenbauanstalt zwei schienengebundene
Holztransportwagen zu fertigen. Somit wird der Oktober 1849 zur Geburtsstunde des Waggonbaus in Görlitz. Von 1842 bis 1869 wirkte Lüders als Stadtverordneter. Er setzte sich besonders für
Bauwesen, Verkehrswesen, Industrie und Gewerbe, Volksbildung und Kultur ein und förderte die Lehrlingsausbildung.Unternehmer und Stadtverwaltung sollten gemeinsam den gesellschaftlichen
Fortschritt Einheit gestalten und durchsetzen. mehr
Das Grundstück des Görlitzer Waggonbaus reicht bis an die Berlin-Görlitzer Eisenbahn heran
Die alte Spinnhalle der Firma Halberstadt & Apitsch und der zur Neiße angrenzende Gebäudekomplex der Tuchfabrik Müller & Kaufmann im Dornröschenschlaf
Bei dem Gebäude auf der Uferstrasse – der ehemaligen Halberstädtischen Tuchfabrik - und den angrenzenden Fabrikgebäuden der Firma Müller & Kaufmann handelt es sich um eine, die Stadt kennzeichnende Industriearchitektur, die eng mit der Industrialisierung der heimischen Textil- und Tuchindustrie Mitte des 19. Jahrhunderts verbunden ist.
Eine Tuchfabrik nach der anderen entsteht am Ufer der Neiße. Überall werden hohe Schornsteine errrichtet und Dampfmaschinen eingesetzt. Die Jahrhunderte alte Tradition des Textilhandwerks
in Görlitz verliert wichtige Märkte mit der Grenzziehung in Folge des 2. Weltkrieges. Mit der Abwicklung der Textilkombinate in Görlitz und den umliegenden Produktionstätten der Volltuchwerke wird in
den Nachwendejahren das Ende der Fertigung besiegelt. mehr
Ein Rückblick auf vorangegangene Zeitensprünge-Projekte in Görlitz
Um 1900 war die Stadt Görlitz, die sich damals noch beiderseits der Neiße erstreckte, eine blühende Stadt mit über 90.000 Einwohnern. In der Zeit der Industrialisierung um 1900 wurden viele neue
Firmen in Görlitz gegründet. Einige davon gibt es heute noch. Die Fabrik von Christoph Lüders, die früher Eisenbahnwaggons produzierte, heißt heute „Bombardier“ und bietet fast 800 Menschen einen
Arbeitsplatz. Auch architektonisch hatte und hat Görlitz einiges zu bieten. Die Zeitenspringer haben die Historie vieler repräsentativer und wichtiger Gebäude und Orte recherchiert und auf einem
Flyer zusammengefasst.
mehr
Die Stadt Görlitz verfügte in den Jahren vor 1933 über eine Vielzahl jüdischer Einrichtungen und Geschäfte. Durch die Judenverfolgung der Nationalsozialisten, die schließlich in den Holocaust
mündete, wurde dieses jüdische Leben in Görlitz ausgelöscht. Ein Projekt hat 2006 die Erinnerungen von Überlebenden und Zeitzeugen auf Tonband aufgenommen und die Ereignisse der Verfolgung der
Juden in Görlitz festgehalten mehr
Präsentation des Geschichtsprojektes "Zeitensprünge", gefördert von der Stiftung "Demokratische Jugend"